TH Rosenheim: Innovation im Mittelpunkt des Seeoner Gesprächs
Wie gelingt Innovation? Diese Frage stand im Mittelpunkt des ersten Seeoner Gesprächs in diesem Jahr. Bei der Veranstaltung, die von der Wirtschaftsvereinigung Seeoner Kreis und der TH Rosenheim regelmäßig durchgeführt wird, beleuchteten Experten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Aufgrund der Corona-Pandemie war das für Ende November 2021 geplante Treffen von Vertretern aus der regionalen Wirtschaft und Wissenschaft ins Frühjahr verschoben worden. Im Herbst dieses Jahres soll ein weiteres Seeoner Gespräch stattfinden.
Nach der Begrüßung der etwa 100 Gäste im Kloster Seeon durch den Vorstandsvorsitzenden des Seeoner Kreises, Gerald Rhein, leitete der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner die Veranstaltung mit einem Grußwort ein. Er würdigte den Raum Südostoberbayern als wirtschaftsstarke Region mit einer ganzen Reihe von weltweit tätigen Unternehmen aus dem Mittelstand. Der TH Rosenheim komme dabei eine Schlüsselrolle als wissenschaftlicher Partner für die heimische Wirtschaft zu. „Die Hochschule ist Impulsgeber und Motor im Bereich Forschung und Entwicklung, zudem versorgt sie die hiesigen Firmen mit hervorragend ausgebildeten Fachkräften“, so Stöttner. Nicht umsonst erhalte die TH Rosenheim erhebliche finanzielle Mittel aus der Hightech Agenda des Freistaats für den Bau eines Technologieparks und eines Studierendenzentrums in diesem Jahrzehnt. „Das ist einmalig in ganz Bayern“, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums.
10.000 Studierende als Fernziel
Anschließend gab TH Präsident Prof. Heinrich Köster einen Ausblick auf die Entwicklung der Hochschule in den kommenden Jahren. Um das Fernziel von 10.000 Studierenden zu erreichen, derzeit sind es etwa 6.500, soll das Studienangebot weiterhin gezielt ausgebaut werden. „Das betrifft alle unsere Standorte, wir nehmen dabei wichtige Zukunftsthemen in den Blick und schaffen attraktive Angebote für junge Menschen aus unserer Region, aber auch darüber hinaus“, sagte Köster.
Dazu gehört auch das deutschlandweit einzigartige Pilotprojekt „International Technology Studies @ TH Rosenheim. Mit diesem will die TH Rosenheim zusätzliche Studierende aus dem Ausland und damit Fachkräfte für die heimische Wirtschaft gewinnen. Ab 2023 können sie an den Standorten Rosenheim und Burghausen ein ingenieurtechnisches Bachelorstudium auf Englisch beginnen. Während der ersten drei Semester verbessern sie zusätzlich ihre Deutschkenntnisse, um das Studium ab dem vierten Semester auf Deutsch fortzusetzen.
„Forschung wird noch viel wichtiger werden“
Auch die Forschung werde sich in den kommenden Jahren an der Hochschule wandeln, so Köster. „Sie genießt bei uns bereits einen hohen Stellenwert, wir haben etwa 100 Mitarbeiter in diesem Bereich. In Zukunft werden unsere Forschungsaktivitäten und der Wissenstransfer, vor allem mit den heimischen Firmen, noch viel wichtiger werden. Wir stehen hier vor einem Paradigmenwechsel“, blickte der TH-Präsident voraus. Welches Potenzial bereits jetzt vorhanden ist und wie die Zusammenarbeit mit den Unternehmen weiter verbessert werden soll, erläuterten im Anschluss Vizepräsident Prof. Dr. Peter Niedermaier und der Transfermanager der Hochschule, Dr. Torsten Armstroff.
Die neue Vizepräsidentin Prof. Dr. Stephanie Kapitza erklärte die Strategie der TH Rosenheim beim Thema Entrepreneurship, also Unternehmensgründungen aus der Hochschule heraus. „Es gehört zu unserem Auftrag seitens der Politik, das unternehmerische Denken zu fördern und Schritte in die Wirtschaft zu unterstützen“, so Kapitza. Auch das neue Hochschulinnovationsgesetz, das in absehbarer Zeit verabschiedet werden soll, verankere diesen Gedanken explizit. „Wir wollen eine unternehmerische Hochschule werden“, betonte die Vizepräsidentin.
Auf dem Weg zum „Silicon Bavaria“
Das übergeordnete Thema Innovation des Seeoner Gesprächs beleuchteten mit Dr. Josef Adersberger, Geschäftsführer der QAware GmbH aus München, und Marcel Aeschlimann, Verwaltungsratspräsident der Creaholic SA aus Biel/Bienne in der Schweiz, auch zwei externe Experten. Adersberger sprach über die Chancen des Freistaats und besonders der Metropolregion München, sich als „Silicon Bavaria“ neu zu erfinden. Dabei zog er Parallelen zum Silicon Valley in Kalifornien, Heimat von zahlreichen Start-up-Firmen und weltweit tätigen Technologieunternehmen. „Wir wollen und dürfen aber keine Kopie davon werden, sondern ein Original mit einzigartigen Stärken“, so Adersberger. Den Dreiklang aus vielseitigem Mittelstand, bewusster Nachhaltigkeit und intelligenter Innovation gebe es nirgendwo sonst auf der Welt in der Wirtschaft, „diese Erfolgsgeschichte können nur wir erzählen“.
Innovation braucht Kreativität sowie Mut zu Entscheidungen
In seinem Vortrag „Innovation – alles Zufall oder was?“ ermunterte Aeschlimann dazu, der Kreativität in Unternehmen freien Lauf zu lassen. „Es ist nie zu spät, eine schöne Kindheit zu haben“, so der Vorstandsvorsitzende der Innovationsfabrik Creaholic mit Blick auf die Neugier und Experimentierfreude seiner Mitarbeiter. Am Anfang nahezu jeder Innovation stehe ein Traum, so Aeschlimann, und diesen wahr werden zu lassen sei das Ziel.
„Fehler gehören dabei dazu. Sie geben einem die Motivation, es am nächsten Tag besser machen zu wollen“, sagte der Unternehmer und Erfinder. In diesem Sinne sprach er den Gästen aus der Wirtschaft Mut zu, Entscheidungen möglichst rasch und konsequent zu treffen. „Sie mögen falsch sein, aber das wären sie zu einem späteren Zeitpunkt sehr wahrscheinlich auch gewesen. Sind sie aber richtig, hat man vielleicht einen entscheidenden Vorsprung herausgeholt.“